Angehörige von psychisch erkrankten Menschen – zwischen Liebe und Erschöpfung

Shownotes

Wenn jemand im nahen Umfeld an einer psychischen Krankheit leidet, beeinflusst das meist ein ganzes System. Hilflosigkeit, Sorge, Liebe – und manchmal auch Überforderung – prasseln auf einen ein. Man will helfen. Darf man auch. Doch wie viel ist zu viel? Wo wird Hilfe kontraproduktiv? Und wie gelingt es, sich beim Helfen nicht selbst zu verlieren? In dieser Folge von Psychohygiene spricht Host Tabea Kobel mit Psychotherapeutin Julia Wegmann darüber, warum Abgrenzung nichts mit Egoismus zu tun hat, was Co-Abhängigkeit bedeutet und weshalb es so wichtig ist, sich zuerst die «Sauerstoffmaske» aufzusetzen.

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Expertin

Julia Wegmann ist eidg. anerkannte Psychotherapeutin und Fachpsychologin für Psychotherapie FSP. Sie bietet kognitive Verhaltenstherapie, Traumatherapie und Schematherapie an. Seit 2009 begleitet sie Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Eltern auf ihren individuellen Wegen im Leben. Mitte 2021 wagte sie den Schritt in die Selbständigkeit mit der Praxis Tandem GmbH. Mit Empathie, Wertschätzung, Transparenz und Echtheit hilft sie, Schwierigkeiten zu überwinden und neue Lösungen zu finden. Sie setzt sich dafür ein, dass Menschen ihre eigenen Stärken und Ressourcen wiederfinden können. Julia Wegmann ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern.

Host und Autorin:

Tabea Kobel

Links:

Hilfe für Angehörige:

Kontakt zu Julia Wegmann: www.praxis-tandem.ch

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Transkript anzeigen

00:00:00: Da passiert natürlich ganz viel und deswegen sind Angehörige immer mit betroffen.

00:00:05: Die erleben das ja in der ersten Reihe mit, leiden mit, versuchen irgendwie mitzudenken und sind dann so meistens zwischen Liebe und Erschöpfung.

00:00:16: Also ich probiere eigentlich alles für die Person zu machen, die betroffen ist, dass sie wieder gesund wird und merkt dann aber selber, es zährt jetzt auch an meinen Kräften und ich mag irgendwann nicht mehr oder bin erschöpft.

00:00:29: Coaching für Geist und Seele.

00:00:31: Ein Podcast von

00:00:32: RF Mediaschweiz.

00:00:36: Viele Menschen leben oder arbeiten vielleicht auch mit jemandem, der eine psychische Krankheit hat.

00:00:42: Sagt das ein Partner, ein Tochter, ein Freund oder vielleicht auch jemand der Eltern?

00:00:48: Es geht diesen Menschen nicht gut, man bekommt es mit über und möchte natürlich auch unterstützen, weil man die Menschen auch gerne hat.

00:00:56: Und nicht zählt ist, dass er richtig ein Ballot sagt.

00:00:59: Man möchte unterstützen, man möchte helfen, ist aber vielleicht auch überfordert, weil man gar nicht genau weiss, ob das, was man vielleicht hier auch macht, kontraproduktiv ist.

00:01:09: In diesem Fall rede ich mit der Psychotherapeutin Julia Weigmann darüber, wie man besonders bei Depressionen oder bei Angststörungen als Angehörige kann und soll reagieren.

00:01:19: Hier gibt es uns auch ganz praktische Beispiele dazu.

00:01:22: Aber sie sagt ganz klar, hey, du musst dir selber schauen.

00:01:26: So, dass du nicht plötzlich selber untergehst.

00:01:29: Schön bist du dabei, bei dieser neuen Folge.

00:01:31: Ich bin Tobias Kobbel.

00:01:37: Julia, eine psychische Krankheit kann ja ein ganzes Umfeld beeinflussen.

00:01:42: Manchmal ist es auch so fest, dass es sich nur noch um eine Person dreht, warum trifft eine psychische Krankheit eigentlich auch immer Menschen und Umwelten?

00:01:51: Ja, also das, was man sagen kann, ganz allgemein, es gibt jetzt ganz neue Daten von der Weltgesundheitsorganisation, dass tatsächlich weltweit jede achte Person eine psychische Krankheit hat.

00:02:02: Das sind eine Milliarde Menschen.

00:02:05: Und in der Schweiz sind neunundfünfzig Prozent der erwachsenen Bevölkerung schon mal in ihrem Leben Angehörige oder Vertrauensperson gewesen von einer Person, die psychisch krank ist.

00:02:16: Das sind ungefähr zwei Komma eins Millionen Menschen in der Schweiz.

00:02:19: Und wir haben in der auch zwanzigtausend bis fünfzigtausend Kinder, deren Eltern eine psychische Erkrankung haben, also wo mindestens ein Elternteil betroffen ist und die haben auch ein zwei bis vierfach erhöhtes Risiko selber psychisch zu erkranken.

00:02:35: Das heißt, wir beobachten auch eine Zunahme von psychischen Erkrankungen innerhalb von den letzten zwanzig Jahren.

00:02:41: Steigen die Zahlen, vor allem jetzt auch bei den fünfzehn bis dreinzwanzigjährigen Jugendlichen, haben wir eine Zunahme von Depressionen und Angststörungen und haben einfach sehr viele psychische Erkrankungen.

00:02:52: Du

00:02:52: hast jetzt gleich ein bisschen sehr viele Leute, das heißt, man hat vielleicht irgendwie sowieso im Umfeld, aber wieso ist es dann etwas, wo einem auch so fest beeinflost?

00:03:03: Ja, bei den psychischen Erkrankungen, also vielleicht zum das auch noch mal nehmen, wann ist es überhaupt eine psychische Erkrankung?

00:03:09: Oder manchmal ist ja, ich bin heute so deprimiert oder ich habe einen schlechten Tag, bin ich jetzt depressiv oder nicht?

00:03:15: Und Fachpersonen sprechen immer dann von der psychischen Erkrankung, wenn es wirklich einen hohen Leidensdruck gibt.

00:03:22: Also wir haben einen Leiden bei der betroffenen Person und je nachdem, welche Störungen das ist, sind es natürlich verschiedene Symptome.

00:03:28: Das kann eine Depression sein, das kann eine Angststörung sein.

00:03:32: Das kann eine Schizophrenie sein, wenn wir jetzt im Kinder- und Jugendbereich haben, wir ADHS oder wir haben S-Störungen.

00:03:38: Also je nachdem haben wir natürlich verschiedene Erkrankungen und dann gehört auch dazu, dass die Einschränkung durch die Erkrankung so stark ist, dass mehrere Lebensbereiche eingeschränkt werden.

00:03:50: Also ich kann nicht normal arbeiten oder ich kann die Schule nicht normal besuchen.

00:03:53: Also das heißt, es muss ein erheblicher Leidensdruck bestehen und so eine Funktionsbeeinträchtigung in mehreren Bereichen, damit ich sagen kann, okay, das ist ist jetzt auch eine psychische Erkrankung.

00:04:03: Und die Zahlen vielleicht noch, die ich vorhin genannt habe, das sind natürlich nur die Menschen, die auch mit einer Diagnose erfasst sind.

00:04:09: Das heißt, die irgendwie im Gesundheitssystem über die Krankenkasse angemeldet sind, wo jemand eine Diagnose gestellt hat.

00:04:16: Wir haben häufig auch eine hohe Dunkelziffer.

00:04:19: Also es gibt eben auch sehr, sehr viele Angehörige, die sehr lange eine psychisch kranke Person zu Hause mittragen, ohne dass externe Hilfe gesucht wird.

00:04:30: Was bedeutet es jetzt, wenn man genau eine Person ist, die vielleicht ein Kind oder ein Geschwister hat, die psychische Krankheit hat?

00:04:40: Ja, also was bei psychischen Erkrankungen natürlich anders ist, ist es nicht, ich gehe einmal zum Arzt oder ich habe einen Schnupfen, ich habe eine Grippe, dann gehe ich zum Arzt und dann gibt er mir ein Rezept und dann muss ich verschiedene Medikamente nehmen und dann geht es vielleicht zwei, drei Wochen, würde ich jetzt sagen, Husten hat man manchmal ein bisschen länger.

00:04:58: Und dann bin ich wieder gesund.

00:05:00: Und bei psychischen Erkrankungen kann man sagen, dass es so wie wenn die Seele Schnupfen hat.

00:05:05: Also ich habe eine Erkrankung an der Seele.

00:05:08: Es geht um Emotionen, es geht um unser seelisches Wohlbefinden.

00:05:12: Und das dauert häufig sehr, sehr lange.

00:05:14: Also da reden wir dann über Zeiträume.

00:05:16: Das kann mindestens ein halbes Jahr sein.

00:05:18: Das kann auch über ein Jahr gehen bei bestimmten Erkrankungen.

00:05:21: Und dann haben wir auch psychische Krankheiten, die sind nicht heilbar.

00:05:24: Also im Bereich von Neurodivergenz, jetzt bei Autismus.

00:05:28: Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen.

00:05:31: Das ist dann ein Leben lang.

00:05:32: Oder auch bei Depressionen haben wir häufig Verläufe in Episoden.

00:05:37: Und dann ist das über die Lebensspanne hinweg.

00:05:39: Hat eine Person immer wieder Phasen oder auch bei Angststörungen.

00:05:43: Kann das sein, dass es immer wieder Phasen gibt, wo wieder mehr Angst und Panik im Vordergrund steht?

00:05:49: Was ist jetzt, wenn jetzt Lukascheppe so ankürig ist oder was so gehört hast?

00:05:55: Was zeigt sich bei Angehörigen oft?

00:05:58: Wenn man in so einer Situation ist, merkt man vielleicht, dass irgendetwas mit meiner liebsten Person in meinem Umfeld ist.

00:06:07: Aber man merkt es vielleicht, dass man einen Diagnosen hat.

00:06:11: Vielleicht klärt man es ab.

00:06:13: Was passiert hier alles?

00:06:16: Ja, das, was man als Erstes sagen kann, ist, dass man als Angehöriger immer mit betroffen ist.

00:06:22: Also das geht eigentlich nicht, dass die psychische Erkrankung von der Person in meinem Umfeld, ob das jetzt Partner, Partnerin, Kollegin, Kollege oder eines von den eigenen Kindern ist.

00:06:32: Das lässt uns nicht unberührt, sondern wir sind immer mit betroffen und wir erleben auch eine emotionale Belastung.

00:06:38: Also wir machen uns Sorgen.

00:06:40: Ganz häufig fühlen wir uns irgendwie hilflos oder haben Ängste oder Schuldgefühle.

00:06:44: Also gerade im Bereich von Depressionen kann ja auch Suizid gedankenden Thema sein.

00:06:49: Und da ist häufig sehr, sehr große Sorge.

00:06:51: Da ist viel Angst.

00:06:53: Manchmal fühlen wir uns auch schuldig.

00:06:54: Was sind eigene Anteile?

00:06:56: Habe ich jetzt was falsch gemacht?

00:06:58: Und der Alltag verändert sich natürlich komplett.

00:07:00: Also je nach... Erkrankung kann das ja sein bei Depressionen zum Beispiel, dass eine Person ausfällt, nicht mehr zur Arbeit gehen kann, nichts mehr machen kann, also sich im Zimmer zurückzieht, das Bett nicht mehr verlassen kann jetzt bei einer schweren Depression zum Beispiel.

00:07:17: Und dann bedeutet das für Angehörige, ich muss irgendwie einspringen, ich muss Verantwortung übernehmen, ich muss auch Rücksicht nehmen, ich muss vielleicht Krisen managen.

00:07:25: Aber ich bin auch verunsichert im Umgang mit der erkrankten Person.

00:07:28: Was ist jetzt eigentlich gut?

00:07:29: Mache ich das richtig?

00:07:30: Was braucht die jetzt eigentlich?

00:07:32: Und dann verändern sich natürlich auch die Beziehungsdynamiken.

00:07:36: Also Eltern, deren Kinder irgendeine Erkrankung haben, die müssen eigentlich selber wie Therapeuten werden.

00:07:41: Also wie behandle ich jetzt mein Kind?

00:07:43: Was kann ich machen, dass mein Kind unterstützt ist?

00:07:46: Wenn ein Partner eine Partnerin betroffen ist, dann ... rutscht man manchmal auch in so eine Pflegerolle.

00:07:52: Ich muss jetzt der Person helfen, dass die aus dem Bett kommt oder ich muss das Essen

00:07:56: machen.

00:07:57: Also da passiert natürlich ganz ganz viel und deswegen sind Angehörige immer mit betroffen.

00:08:03: Also die erleben das ja in der Regel in der ersten Reihe mit, leiden mit, versuchen irgendwie mitzudenken und sind dann so meistens zwischen Liebe und Erschöpfung.

00:08:15: Also ich probiere eigentlich alles für die Person zu machen, die betroffen ist, dass sie wieder gesund wird und merkt dann aber selber, es zählt jetzt auch an meinen Kräften und ich mag irgendwann nicht mehr oder bin erschöpft.

00:08:26: Und das ist ja genau die Schwierigkeit, dass man eben dort nicht reinkommt, oder?

00:08:30: Eigentlich möchte man ja nicht auch noch von dem ja irgendwo negativ beeinflussen sein, sondern irgendwie können mit sich

00:08:38: selber

00:08:39: sich selbst noch bleiben und nicht in den Sog kommen.

00:08:44: Wie kann man das lernen?

00:08:45: Wie kann man das lernen, dass man da nicht rein kommt?

00:08:48: Ja, das sind natürlich verschiedene Prozesse.

00:08:51: Also, ich glaube, das Wichtigste, das will ich vielleicht noch vorne weg schicken, ist ja am Anfang immer, dass man schon mal weiß, welche Art von psychischer Erkrankung ist es überhaupt, weil je nachdem ist es sehr abhängig davon, was ist auch hilfreich und was ist unterstützend für die Person.

00:09:05: Dass

00:09:05: es sich informieren hat.

00:09:07: Genau.

00:09:07: Also, weil was häufig passiert jetzt auch, wenn eine Person eine Angststörung

00:09:11: hat,

00:09:12: zum Beispiel, das wäre jetzt eine Agoraphobie, ich kann nicht mehr an belebte Plätze, wo viele Menschen sind, ich kann nicht mehr in den Supermarkt... einkaufen, da bekomme ich eine Panikattacke, ich kann nicht mehr mit dem Zug fahren, ich kann nicht mehr mit dem Auto fahren, ich bekomme dann Panikattakken und dann bin ich zum Beispiel Partner-Partnerin von jemandem mit so einer Agoraphobie und dann sage ich halt okay, dann mache ich halt den Einkauf.

00:09:32: Okay, dann fahren wir nicht mit dem Auto, wir fliegen nicht mehr in die Ferien, wir bleiben einfach zu Hause.

00:09:37: und das ist sowas, was man dann auch aufrecht erhaltende Faktoren nimmt, weil wenn ich in eine Vermeidung mit einsteige, dann bestätige ich eigentlich, das ist ja auch ein Grund zur Sorge gibt.

00:09:49: Also, dass die Panik ja wie berechtigt ist, weil das könnte ja was passieren.

00:09:53: Also, deswegen ist es insgesamt ganz, ganz wichtig, dass man ... genau weiß, was ist es denn für eine Diagnose und wie kann ich helfen?

00:10:02: Weil auch bei einer Depression, wenn man zu empathisch ist und jemand versingt dann im Klagen und im Jammern, dann wissen wir, das verstärkt dann eigentlich auch, dass jemand drin bleibt.

00:10:12: Also wenn ich dann sehr viel Aufmerksamkeit schenke, wenn jemand klagt und jammert und das ist alles so schlimm und so in seinen negativen Gedankenspiralen.

00:10:21: drin ist und ich schwinge da einfach nur mit, dann wird das zum Beispiel verstärkt, weil die Person dann wie so ein sekundären Gewinn hat.

00:10:28: Jetzt bekomme ich Aufmerksamkeit.

00:10:30: Jetzt hört mir endlich jemand zu, aber die Aufmerksamkeit ist dann nur auf diese negativen Gedanken gerichtet.

00:10:36: Ist aber dann nicht auch Gefahr, dass man dann plötzlich in das hineinkommt, dass man dann, also ich kann mir jetzt vorstellen, dann macht man ja dann vielleicht, ja nein, dann sagt man ich so, jetzt kommen wir in den Supermarkt, du schaffst das und so weiter.

00:10:47: Und dann ... Manche wissen, wer die andere Person überfordert.

00:10:51: Oder man macht einfach mega Druck.

00:10:54: Genau, deswegen ist wichtig, dass es im ersten Schritt eine offizielle Diagnose gibt.

00:11:00: Und wenn es die gibt, dann sollte ... Nach Möglichkeit, ich sage jetzt mal im Idealfall, ich weiß, dass auch die Wartelisten sehr lang sind und das im Moment sehr schwierig ist, einen Therapieplatz zu bekommen.

00:11:10: Aber im Idealfall, wenn wir jetzt mal von dem ausgehen, sollte die betroffene Person, die psychisch krank ist, eine therapeutische Unterstützung haben.

00:11:18: Das heißt lernen, wie kann ich mit meiner Angst zum Beispiel umgehen?

00:11:21: Was passiert überhaupt bei Angst?

00:11:24: Was passiert im Gehirn?

00:11:26: Wie kann ich dann darauf reagieren?

00:11:28: und wie kann ich bei Panik eigentlich dafür sorgen, dass die Angst wieder abnimmt, also über Atemübungen, Entspannungstechniken, die man dann lernen kann.

00:11:36: Und dann wüsste ich auch als Angehöriger, okay, zum Beispiel, es gibt eine Fachperson, mein Partner, meine Partnerin lernt eigentlich, mit der Angst umzugehen.

00:11:45: Und dann ist es wichtig, im Alltag nicht mehr zu vermeiden.

00:11:48: Und dann die Person zu unterstützen, dass sie eigentlich die Funktionsbereiche in ihrem Leben wieder zurückerobert, die die Angst vorher eingeschränkt hat.

00:11:57: Also selber eben nicht zur Therapeutin, zum Therapeutwerden und dann irgendwo probieren die ... Angstmechanismen irgendwie zum Gehen mit gewissen Therapien.

00:12:07: Also nicht mit Schnufen oder weiss ich was.

00:12:10: Das würde sehr nicht unbedingt positiv sein.

00:12:13: Doch, das kann dann sehr hilfreich sein.

00:12:15: Oder vor allem, wenn Leute in eine Panik kommen, die manchmal, bis die das so gut eintrainiert haben, dass sie selber können, brauchen die auch Unterstützung von außen.

00:12:24: Aber ich würde das professionell begleiten lassen.

00:12:26: Also dass auch Angehörige z.B.

00:12:28: informiert sind von einer Fachperson, von einem Therapeuten oder einer Thera... heute, wie kann ich dabei unterstützen?

00:12:35: Oder dass man eben genau so eine Analyse macht, wo gibt es aufrechterhaltende Faktoren für die Störung, also wo trägt auch manchmal eben ein System dazu bei, dass die Störung aufrechterhaltend bleibt, weil dann manchmal entsteht so eine Dynamik, das nennt man dann auch Koabhängigkeit, dass Angehörige übermäßig viel Verantwortung übernehmen für die erkrankte Person, eigene Bedürfnisse total zurückstellen und damit dann unbewusst eigentlich dazu beitragen, dass die Erkrankung auch erhalten bleiben kann.

00:13:05: Oder so ein bisschen das Thema von.

00:13:07: dann bleibt jemand in seiner Komfortzone.

00:13:10: Wenn ich dann auch nicht mehr aus dem Haus muss, weil mein Partner, meine Partnerin alle Lebensmittel besorgt, dann muss ich mich meiner Angst auch nicht stellen.

00:13:17: Zum

00:13:18: Beispiel, da

00:13:21: kann ich in der Vermeidung bleiben, aber wenn jetzt ein Angehöriger bei einer Depression unterstützt, was

00:13:25: hilft,

00:13:25: damit ich aus dem Bett wieder kommen kann, dass ich negative Gedankenkreise unterbrechen kann.

00:13:31: Dann ist das sehr, sehr hilfreich.

00:13:33: Aber gerade jetzt, wenn wir jetzt beim Thema Depressionen bleiben, oder auch bei der Angst, ich stelle mir jetzt das so vor, dann sagt man, hey, komm, wir gehen zusammen.

00:13:43: Oder so.

00:13:44: Also würde ich jetzt, glaube ich, einfach so rein aus dem Buch heraus sagen, komm, ich begleite dich.

00:13:49: Und dann, wenn die andere Person sagt, nein, das möchte ich lieber nicht, ich möchte wirklich nicht.

00:13:54: Dann gibt es ja wie nichts, also man kann die Person ja nicht zwingen.

00:13:57: Genau, ein wichtiger Punkt ist natürlich, dass eine betroffene Person auch eine Krankheitseinsicht hat.

00:14:03: Also, dass ich weiß, ich habe eine Angststörung und die Angst führt dazu, dass ich in meinem Alltag angefangen habe, Dinge zu vermeiden, die eigentlich nicht bedrohlich sind.

00:14:14: Das ist dann der Bereich bei Angststörungen, da sprechen wir über irrationale Ängste.

00:14:18: Also, wenn ich jetzt in einem Kriegsgebiet lebe und es ist wirklich bedrohlich, wenn ich vor die Haustür gehe, dass eine Bombe von irgendwo kommt und ich könnte mein Leben verlieren.

00:14:26: Ich sage dann, ich möchte lieber zu Hause bleiben.

00:14:29: Dann ist das keine irrationale Angst.

00:14:31: Aber wenn ich das Haus nicht mehr verlasse, weil ich Angst habe, dass mir im Supermarkt etwas passiert, wo wir alle oder die meisten Menschen tagtäglich hier irgendwo im Supermarkt um die Ecke ihre Lebensmittel einkaufen und in der Regel nichts passiert, muss man sagen, das ist eine irrationale Angst.

00:14:47: Die ist übermäßig, die ist übertrieben.

00:14:50: Und wenn die Person dann in der Vermeidung bleibt, dann macht sie eben nicht die Lernerfahrung, dass eigentlich nichts passiert.

00:14:56: Also es braucht den Einsicht der betroffenen Person, dass sie auch weiss, okay, ich muss mich dem stellen, dass ich eben nicht mich überwinden kann in einer Depression und ausgegangen bin, sondern ich muss es einfach und dann geht es halt vielleicht einem Tag und einem nicht.

00:15:11: Genau, also bei der Depression wäre das Wichtigste, was eigentlich hilft, ist tatsächlich Aktivität, weil in der Depression passierte Rückzug, ich ziehe mich zurück, ich bleibe vielleicht im Bett und dann bin ich in meinen negativen Gedankenkreisen und dann mache ich auch keine positiven Erlebnisse mehr und dann ist unser Gehirn unterversorgt, zum Beispiel mit Glückshormonen.

00:15:32: Also wir erleben eigentlich nichts mehr, was stimulierend ist, was positiv ist.

00:15:36: und da ist Aktivierung sehr, sehr wichtig und Angehörige können natürlich sehr gut bei einer Aktivität Unterstützung.

00:15:42: Zum Beispiel, hey komm einfach aus dem Bett raus und wir trinken einen Tee oder wir trinken einen Kaffee.

00:15:48: Vielleicht machen wir ein Kreuzwort-Rätsel oder ein Spiel oder wenn es geht, wir gehen mal eine halbe Stunde spazieren oder das wäre zum Beispiel schon mal ein Teil von der Aktivierung, der hilfreich sein kann.

00:15:58: Wichtig ist aber, wir kommen ja auch noch so zum Punkt Kommunikation, wie rede ich mit meinen Angehörigen, dass ich nicht bevormunde oder etwas vorwegneme, wo die betroffene Person selber das gar nicht sieht oder gar nicht möchte.

00:16:11: Also wenn ich jetzt sage, ich habe zum Beispiel so eine Patientin da schläge, die Mutter dann immer vor, kommen wir spielen ein Spiel und die Patientin hat auch eine Autismusdiagnose und die ist einfach von Sozialkontakten schon so erschöpft, dass sie dann nicht mit der Familie noch ein Spiel spielen möchte zum Beispiel.

00:16:27: Oder und dann kann etwas gut gemeint sein, aber nicht hilfreich in dem Moment.

00:16:34: Es gibt Dinge, die wir unterstützen dürfen, die wir auch unterstützen sollen, die gut sind und so.

00:16:40: Vielleicht hat man auch das Gefühl, wenn ich mich voll hinein gebe, dann hilft mein Kind, mein Partner, meine Freundin immer.

00:16:50: Hilft das ja?

00:16:51: Ist es ja auch wichtig, dass man es macht?

00:16:54: Aber es könnte auch sein, dass das genau so ist.

00:16:57: dass es nicht gut ist.

00:16:59: Wie erkennt man, dass man zu viel verantwortlich anfängt?

00:17:03: Das wäre der Teil.

00:17:04: oder bei der Übernahme von Verantwortung.

00:17:06: Da kommen wir wieder zum Thema Koabhängigkeit.

00:17:09: Wo ist es zu viel oder übernehme ich zu viel Verantwortung?

00:17:13: Da finde ich erst mal wichtig, auch zum alle Angehörigen, die vielleicht zuhören, zum Entlasten.

00:17:19: Das ist ein normaler Impuls, den wir haben, dass wir retten möchten, dass wir unterstützen möchten.

00:17:25: dass wir auch das Gefühl haben oder wir können etwas machen und das ist auch gut.

00:17:29: Also es gibt sehr, sehr viele Bereiche, wo Angehörige sehr gut helfen und unterstützen können.

00:17:34: Das Wichtige ist dann noch sich selber nicht zu verlieren in dem.

00:17:37: Aber wenn ich übermäßig viel Verantwortung übernehme, das heißt Aufgaben, die eine erkrankte Person eigentlich doch selber noch leisten könnte.

00:17:47: zum Beispiel ein Medikament einnehmen und das selbstständig machen oder sich selber den Kaffee machen und nicht ich bring dann den Kaffee und ich rutsche noch den Stuhl ran und ich mache alles und ich schüttel vielleicht noch das Bett auf und leg noch die Kleider raus oder so.

00:18:01: Also das heißt eigentlich immer da.

00:18:04: wo Personen noch Verantwortung übernehmen können.

00:18:07: Wenn natürlich eine ganz schwere depressive Episode, dann kann das auch anders aussehen, aber nach Möglichkeit immer die Eigenverantwortung unterstützen.

00:18:15: Das heißt immer fragen, kannst du das alleine oder geht das im Moment nicht?

00:18:20: Und wenn das im Moment nicht geht, dann kann ich das auch mal für eine Zeit lang machen, aber immer mit dem Ziel, dass die betroffene Person das selber wieder schafft.

00:18:29: Ich hatte mal eine Jugendliche.

00:18:32: In einer schweren depressiven Episode, die ist dann Gott sei Dank auch irgendwann wieder rausgekommen, und dann habe ich sie ihm nach hinein gefragt, was hat dir denn geholfen?

00:18:41: Und dann hat sie erzählt, also so in einer Phase, als sie auch wirklich gar nicht aus dem Bett gekommen ist, hat ihre Mutter ihr einfach eine Flasche Wasser ans Bett gestellt und hat den Storren hochgezogen, morgens das Licht ins Zimmer kommt.

00:18:53: Und hat sie gesagt, das hat schon mal geholfen, weil eine Zeit lang hatte ich keine Kraft, zum selber aufzustehen und was zu trinken.

00:18:59: Und das ist natürlich in Momenten, wenn man wirklich in einer ganz, ganz schweren Depression ist, wo eigentlich nichts mehr funktioniert und wo das sehr, sehr kostbar ist, wenn man Angehörige hat, die das übernehmen.

00:19:11: Aber es gibt eben auch weniger schwere Ausprägungen, wo man sagen kann, hey, das kannst du selber.

00:19:18: Komm jetzt aus dem Bett raus.

00:19:20: Ich kann unten den Kaffee parat machen oder den Tee oder das Wasser.

00:19:23: Aber komm bitte aus deinem Zimmer raus und dann sitzen wir zusammen an den Tisch.

00:19:28: Aber es kann sehr individuell sein, oder?

00:19:31: Also, wann braucht es welche Form von Unterstützung?

00:19:34: Und da ist es wichtig, da auch gut drüber zu reflektieren, okay, welche Hilfe gebe ich gerade und übernehme ich vielleicht auch zu viel, weil das kann durchaus sein, oder?

00:19:44: Dass ich zu viel mache und die Person es eigentlich doch selber kann.

00:19:48: Und dort ist ja noch ein Punkt, oder?

00:19:50: sich dort abgrenzen können.

00:19:52: Irgendwo einen Grenzen setzen und sagen können, okay, bis da mache ich jetzt etwas und das mache ich nicht mehr.

00:19:58: Da braucht es Informationen, hast du gesagt, die Eingangst der Erfolge, wo du sagst, da muss ich mich informieren über das Thema, was hilfreich ist und was nicht hilfreich ist.

00:20:07: Das ist individuell wahrscheinlich von einer Erkrankung zu einer Erkrankung.

00:20:11: Wenn man sich jetzt selber eher schuldig fühlt und man sich so ein bisschen ... Wenn man sich zurückzieht und für sich mal schaut, wie kann man da jetzt lehren?

00:20:23: Auch mit dem eigenen Gefühl, dass man vielleicht ... Ich fühle mich etwas egoistisch, wenn ich hier eine Grenze ziehe.

00:20:31: Ja, das wäre Schuldgefühle entstehen ganz häufig, weil ich mich mit der erkrankten Person verbunden fühle, weil ich loyal sein will.

00:20:40: Ich liebe dich.

00:20:43: fühle mich aber vielleicht auch irgendwie hilflos und unbewusst.

00:20:46: ganz häufig gibt es dann auch wie so Grundüberzeugungen oder auch Glaubenssätze, die wir im Kopf haben wie, ich darf die Person jetzt nicht allein lassen oder ich habe da auch eine Verantwortung.

00:20:56: Wenn ich mich zurückziehe, also häufig gibt es auch eine Angst, dann könnte die Erkrankung ja schlimmer werden.

00:21:02: Also wenn ich jetzt nicht helfe oder dann wird vielleicht alles noch viel schlimmer oder dass wir auch, das haben vor allem tatsächlich auch Frauen, dass wir so einen So eine Fürsorgeprägung haben.

00:21:13: wir müssen auch.

00:21:14: Wir sind eigentlich nur gut und wertvoll, wenn wir helfen und wenn wir unterstützen und wenn wir pflegen und wenn wir Fürsorge betreiben.

00:21:23: und diese Glaubenssätze wirken dann eigentlich im Hintergrund.

00:21:28: und verhindern manchmal so eine Selbstfürsorge, die eigentlich nicht egoistisch ist, sondern nur, wenn es uns selber gut geht, können wir auch eine gute Stütze für andere Personen sein und gut unterstützen.

00:21:39: Also das heißt, dieser Gedanke, wenn ich mich nicht abgrenze oder wenn ich mich abgrenze, Dann bin ich nicht mehr liebevoll oder dann bin ich nicht gut.

00:21:50: Das ist eigentlich wie eine Lüge, die wir so im Hinterkopf haben.

00:21:54: Und hilfreich finde ich da das Bild für alle, die schon mal mit dem Flugzeug geflogen sind.

00:21:58: Da kommt ja am Anfang immer diese Filmchen mit, was passiert eigentlich im Notfall.

00:22:04: Und die Sauerstoffmasken ist immer, ziehen sie sich zuerst selber die Sauerstoffmaske an und dann zum Beispiel dem Kind oder dann eine andere Person.

00:22:13: Und so ist es eigentlich in allen Bereichen des Lebens, es ist wichtig, wir müssen uns selber Sorge tragen, damit wir für andere da sein können und damit wir überhaupt helfen und unterstützen können.

00:22:25: Wie kann man dann lehren, in die Nein-Sage-Inner-Situation oder sich abgrenzen?

00:22:32: Wie kann man das gibt's?

00:22:33: Hast du etwas Praktisches, das man einfach mal einen Schritt machen

00:22:37: kann?

00:22:37: Ja, also wichtig ist solche inneren Glaubenssätze, wenn man die jetzt bei sich entdeckt, z.B.

00:22:43: ich muss helfen oder sonst bin ich keine gute Mutter, keine gute Partnerin, kein guter Partner, was auch immer.

00:22:50: dass man sich bewusst wird, wenn Schuldgefühle da sind oder dann auch manchmal andere Gefühle wie Hilflosigkeit oder Ohnmacht oder Wut, dass man dann in sich reinspürt und auch merkt, okay, ich überschreite eigentlich gerade meine eigenen Grenzen.

00:23:04: Das ist nicht meine Pflicht zu helfen, sondern ich mache das aus Liebe zu der Person.

00:23:09: Aber es gibt dann eben auch Wahnsignale und die zeigen mir, hey, jetzt bin ich selber an der Grenze und ich darf dann wissen, Auch wenn ich zum Beispiel selbst für Sorge betreibe und eine gesunde Grenze ziehe, bleibe ich in der Beziehung.

00:23:25: Aber ich bin nicht verantwortlich für alles im Leben von dieser Person.

00:23:29: Das ist vor allem, als ich begleite ja auch viele junge Frauen.

00:23:34: die suizidal sind und das betrifft auch professionelle, dass ich immer weiß, ich bin nicht für alles verantwortlich und ich kann nicht die Verantwortung für das Leben der anderen Person übernehmen.

00:23:45: Dafür ist letztendlich jeder selbst verantwortlich und wenn jemand eine Entscheidung trifft, sich das Leben zu nehmen, dann weiß ich auch, okay, es gibt Sachen, die ich als Therapeutin machen kann.

00:23:55: Und dann gibt es immer eine Grenze, wo jede Person für sich selber verantwortlich ist.

00:24:00: Und ich glaube, das gilt auch für alle Angehörigen, das zu erkennen.

00:24:03: Ich kann nicht die hundertprozentige Verantwortung für das Leben von einer anderen Person übernehmen.

00:24:09: Das muss die Person selber machen.

00:24:11: Aber das ist ja auch so Schwedigzurlog, oder?

00:24:13: Also, wenn man gerne hat.

00:24:15: Und man schaut zu, wie es dieser Person schlechter geht, sie keine Verantwortung übernimmt.

00:24:21: Was macht man da?

00:24:23: Gibt es irgendetwas, was man da anwenden kann?

00:24:26: Es gibt ja diesen Spruch von der Maria Montessori, Hilfe mir, es selbst zu tun.

00:24:32: Und ich glaube, das trifft auch auf alle psychischen Erkrankungen zu, weil letztendlich, wenn ich irgendwelche Lösungsvorschläge bringe oder irgendwelche Tipps, und das kommt nicht aus der Person selbst heraus oder die empfindet es selber nicht als sinnvoll, dann wird das alles nicht helfen.

00:24:48: Also es geht eigentlich immer darum, dass sich anderen helfen, dass sie sich selber helfen können.

00:24:53: Und immer wieder zurückmeldet, okay, was kann denn so ein erster kleiner Schritt sein, den du selber machen kannst?

00:25:01: Ja, okay, ich könnte zum Beispiel schon mal aus dem Bett mich aufsetzen und dann irgendeinen Lied hören, was positive Stimmung macht.

00:25:07: Und wenn du mir dann den Kaffee bringst, dann schaffe ich es aufzustehen.

00:25:10: Wichtig ist auch also sowohl für Angehörige als auch Betroffene, dass man aus einer Ohn macht.

00:25:15: rauskommt, weil häufig übertragen sich ja auch solche Ohnmachtsgefühle, z.B.

00:25:20: von der erkrankten Person auf das Umfeld.

00:25:23: Ich fühle mich hilflos, ich fühle mich ohnmächtig, ich kann nichts machen.

00:25:27: Und dann ist es auch so was, was manchmal so ein ganzes System ergreifen kann.

00:25:31: Und dann geht es immer um Befähigung und eine Person aus der Ohnmacht eigentlich wieder rausholen mit, okay, was ist ein kleiner Schritt?

00:25:38: Und man findet immer einen kleinen Schritt, den eine Person machen kann.

00:25:44: Was braucht die anderen Personen?

00:25:47: Selber auf sich schauen ist auch ein wichtiger Part.

00:25:50: Dass man selbst sagt, was kann ich machen, dass es mir gut geht in diesem ganzen ... Du hast es gesagt.

00:25:57: Zuerst muss man für sich selber schauen, dann kann man für die anderen schauen.

00:26:01: Hast du da irgendwie, also das wäre ja deine Psychologin, oder?

00:26:03: Wahrscheinlich auch.

00:26:05: Genau, das Wichtigste ist eigentlich die Eigenschaft, dass man lernt auch Nein sagen zu können, oder?

00:26:11: Und das, was ich vorher erläutert habe, sich eigentlich zu befreien von dieser Böde.

00:26:16: Ich bin verantwortlich für alles in dem Leben der erkrankten Person, oder?

00:26:20: Ich bin verantwortlich dafür, dass die gesund wird.

00:26:24: Von dem, finde ich, generell muss man sich frei machen und sagen, okay, ich kann Dinge machen, zum den Heilungsprozess unterstützen.

00:26:31: Aber die betroffene Person muss selber ihren Weg gehen, oder?

00:26:33: Und ich kann wie begleiten auf diesem Weg und unterstützen und vielleicht erinnern an irgendeine Atemübung oder mal den Kaffee fertig machen oder was auch immer.

00:26:43: Also ich kann unterstützen, aber ich bin nicht verantwortlich.

00:26:46: Und dann geht es auch darum, sich selber bewusst zu machen, dass ich eigene Grenzen habe und dass es auch wichtig ist für die eigenen Grenzen einzustehen, weil damit bin ich auch wieder ein Vorbild für Selbstfürsorge.

00:26:59: Es gibt zum Beispiel jetzt im Bereich von der Kindererziehung, les ich sehr gerne die Bücher von der Nora Imlau, das ist eine deutsche.

00:27:08: Erziehungsexpertin und die hat auch einen Buch geschrieben, das heißt, meine Grenze ist dein Halt.

00:27:13: Also, dass man sich das auch bewusst macht.

00:27:16: Meine eigenen Grenzen geben auch wieder Halt und Orientierung für eine andere Person.

00:27:20: Und das ist legitim zu sagen, heute brauche ich mal einen Abend für mich.

00:27:25: Also, ich begleite natürlich hauptsächlich Eltern, weil ich ja Schwerpunkt auf Kinder und Jugendliche habe.

00:27:31: Deswegen Angehörige, die ich begleite, sind sehr, sehr häufig Eltern, aber zum Teil auch Partner, Partnerin.

00:27:37: Und dann ist es so, wenn ein Kind zum Beispiel eine Angststörung hat oder es kommt Angst und Panik am Abend oder auch diese depressiven Gedanngänge, das kommen meistens am Abend und dann haben Eltern gearbeitet, kommen nach Hause, sind total müde und dann hat das Kind so einen emotionalen Ausbruch.

00:27:54: und jetzt muss ich da begleiten, manchmal stundenlang, bis sich da Emotionen beruhigt haben.

00:27:59: Und dann habe ich mit einer Mutter auch darüber gesprochen.

00:28:02: Sie darf auch mal sagen, hey, wir brauchen mal eine andere Lösung oder das muss auch mal der Vater übernehmen können zum Beispiel.

00:28:09: Oder welche Strategien kann zuerst das betroffene Mädchen selber anwenden, bevor sie dann Hilfe und Unterstützung in Anspruch nimmt, weil die Mutter dann gesagt hat, hey.

00:28:19: Irgendwann kann ich auch nicht mehr.

00:28:21: Oder da ist dann eine Grenze erreicht.

00:28:23: Und das darf man sich bewusst machen, dass wir alle Grenzen haben.

00:28:26: Und das wäre wieder das Bild mit der Sauerstoffmaske, dass ich dann manchmal auch eine klare Grenze ziehen muss und dann sagen muss, hey, heute Abend bis zu dem Punkt kann ich dich begleiten oder ich brauche zuerst eine Pause.

00:28:37: Ich muss auch erst mal runterfahren und dann kann ich für dich da sein und dann kann ich unterstützen.

00:28:43: Und dadurch lernen Betroffene ja dann auch, dass es wichtig ist, sich selber Sorge zu tragen und Grenzen zu ziehen.

00:28:49: Jetzt hast du genau die Kommunikation angesprochen.

00:28:52: Das ist ja gar nicht so etwas Einfaches in diesem Inneren.

00:28:55: Also wie kommuniziere ich jetzt die Grenzen?

00:28:58: Wo ich jetzt für mich vielleicht definiert habe, aber ich merke, das ist einfach zu viel.

00:29:02: Ich habe keine Geduld mehr.

00:29:04: Und wenn man genau in diesem Inneren ist, dann hat man auch nicht irgendwie noch die beste Setzbarat.

00:29:10: Sondern dann kommen sie einfach aus der Leber.

00:29:15: Und das ist dann vielleicht nicht immer die beste Kommunikation.

00:29:19: Also ich nehme jetzt mal an, sich selbst gut zu schauen, ist schon mal Basis, dass man auch gut kommunizieren kann.

00:29:28: Was ist denn, wie kann man... Was hast du sonst für Tipps in der Kommunikation jetzt gerade

00:29:33: in den Umgang?

00:29:34: Ich würde gerne vielleicht noch zudem sich selber gut schauen, einen Bild mitgeben, was man eigentlich gut nutzen kann.

00:29:39: Ich nenne das Stressfass.

00:29:42: Also, dass man für sich selbst reflektiert, wie voll ist eigentlich schon mein Stressfass.

00:29:46: Ist das kurz vom Überlaufen?

00:29:48: oder man kann auch mit so einem Ampelsystem bin ich noch im Grün.

00:29:51: Ist es orange oder rot, wer dann?

00:29:53: mein Stressfass läuft eigentlich über.

00:29:56: Und wenn ich jetzt wie in dem Beispiel, was ich vorher genannt habe, von der Arbeit nach Hause kommen und dann hat mein Kind irgendeine Angst oder Panikattacke oder es kann ja auch der Partner, die Partnerin sein.

00:30:05: Und ich bin schon im Orange.

00:30:08: Dann passiert es sehr, sehr schnell, dass wir total überfordert sind, weil Emotionen co-zuregulieren, egal ob jetzt von Kindern oder Erwachsenen ist anstrengend und das fordert viel Energie.

00:30:20: Deswegen wäre so der Teil sich selber immer wieder bewusst machen, wo bin ich?

00:30:24: Bin ich im Grün, im Orange oder im Rot?

00:30:27: Und was brauche ich selber?

00:30:29: damit ich wieder zum Beispiel in den grünen Bereich komme, wo ist es eine kleine Pause, einen Spaziergang, was auch immer, was mir dann gut tut, Musik, die ich höre, ein Moment für mich, Zeit für mich, oder also das ist ein großes Thema für Angehörige, wo ist auch noch Zeit für mich?

00:30:45: Ich verliere mich eigentlich in der Sorge und Unterstützung um die betroffene Person, aber wo es eben ganz wichtig ist, auch noch sich Zeit für sich zu nehmen.

00:30:54: Und dann, das was du jetzt noch angesprochen hast, eben in der Kommunikation, wäre ganz klar, ich Botschaften senden statt Schulzuweisungen.

00:31:03: Also nicht du überforderst mich jetzt, das ist mir alles zu viel.

00:31:07: Da kommen diese scheiß Emotionen, ich habe keinen Bock mehr.

00:31:10: Schon wieder Angst und Panik, was soll das denn?

00:31:14: Die Formulierungen vielleicht besser nicht

00:31:15: brauchen.

00:31:16: Genau, das nervt uns ja dann auch, oder?

00:31:18: Das ist auch bei psychischen Erkrankungen, auch bei allen Familien, die ich da begleite.

00:31:24: Es ist wirklich manchmal in so intensiven Krisenzeiten, ist es wirklich absolut nervig.

00:31:30: Und ich glaube, da kommt jeder früher oder später an seine Grenze, weil das ist einfach anstrengend.

00:31:34: Ja,

00:31:34: vor allem wenn man vielleicht mehrere Kinder hat und dann gar nicht wollte man einen Ausflug machen und nachher ein Kind stellt sich total quer, weil sie jetzt eben Angst hat vor irgendwas.

00:31:43: der Situation.

00:31:44: Und dann, was machen wir?

00:31:46: Da ist noch irgendwie Zeitdruck oder dann gibt es verschiedene Bedürfnisse oder?

00:31:49: Also deswegen, wir kommen alle an Grenzen und dann können wir aber darauf achten, in welcher Art und Weise vermittle ich meine Botschaft.

00:31:57: und wenn ich eine Ich-Botschaft sende, wäre zum Beispiel, oh, ich merke, mir wird es gerade zu viel, ich brauche eine Pause.

00:32:04: Zum Beispiel, ich bin schon im Orange, mein Stressfass läuft gleich über.

00:32:11: Jetzt musst du mich mal einen Moment lassen, oder?

00:32:13: Ich bin gleich wieder für dich da, aber jetzt brauche ich mal zehn Minuten, dann irgendwie rausgehen, tief durchatmen oder atmen hilft eigentlich meistens, schon mal zum uns selber wieder beruhigen, aber so ein Signal senden oder wie im Sport, ich brauche mal eben ein Timeout, oder?

00:32:27: Also jetzt ist es mir gerade zu viel, nicht du bist mir zu viel, sondern ich mag gerade nicht mehr, ich brauche eine Pause.

00:32:34: Ich möchte dich unterstützen, aber dafür brauche ich auch eine Erholungszeit.

00:32:38: Oder das wäre dann auch so ein wichtiger Satz und wo ich immer signalisiere, das Wichtigste ist immer zu signalisieren, ich bleibe mit dir in Verbindung und ich möchte für dich da sein, aber damit ich für dich da sein kann, brauche ich auch eine Pause.

00:32:51: Pause oder vielleicht eben auch ein Mithelfen, oder?

00:32:54: Ich weiss nicht, kann man das dann auch?

00:32:56: Also ich stelle mir jetzt das so vor, wenn ich jetzt eben ein Kind In dieser Situation keine.

00:33:00: Man will in die Ferien fahren.

00:33:03: Man muss auf den Flüger.

00:33:04: Man hätte Zeitdruck.

00:33:07: Und ein Kind hat jetzt Panik vor dem Flügen.

00:33:11: Was machst

00:33:11: du?

00:33:14: Ich sage jetzt mal gut, dass natürlich immer, wenn ich das im Vorfeld schon weiss.

00:33:19: Und Strategien parat, ob was hilft oder unter Umständen.

00:33:23: Es gibt auch pflanzliche Beruhigungsmittel, die man vorher schon nehmen kann, damit Angst und Panik gar nicht erst so aufkommt.

00:33:31: Aber dann braucht es ein gutes Krisenmanagement.

00:33:34: Wie teile ich mich auf, wie viel Zeit ist.

00:33:37: Wenn es kurz vor knapp ist, kann so eine Panikattacke dazu führen, dass man den Flieger unter Umständen verpasst.

00:33:46: Also es braucht auch den Reich.

00:33:48: Vielleicht hat man auch etwas geplant und die Betroffenenpersonen machen an diesem Tag einfach nicht.

00:33:53: Da braucht es dann auch Kommunikation.

00:33:55: Du hast gesagt, ich Botschaft, also geht es darum, die eigenen Bedürfnisse dann auch mal zu verzeigen und nicht einfach nur auf die anderen Personen rücksichtigen.

00:34:04: Oder was ist es?

00:34:05: Es kommt natürlich immer darauf an, in dem Beispiel, was du jetzt gebracht hast, was das Ziel ist.

00:34:09: Wenn ich natürlich will, dass wir alle in diesem Flieger sitzen, dann ... Ist das Hauptziel?

00:34:16: Ich muss die Person so unterstützen, dass sie ihre Angst und Panik so in den Griff bekommt, dass es möglich ist, dass sie in den Flieger einsteigt.

00:34:23: Also es heißt möglichst viel Sicherheit vermitteln, Strategien an die Hand geben, um sich selber zu beruhigen, zu sagen, hey, wir machen Schritt für Schritt, wir fallen jetzt erst mal an den Flughafen, dann holen wir dann Getränk oder du brauchst jetzt noch keine Angst haben.

00:34:37: Also so kleine Schritte aufzeigen und zum Beispiel kleine Schritte machen.

00:34:41: Ich denke in anderen Situationen, oder wenn jetzt das Beispiel ist, ein Kind hat eine Panikattacke am Abend, morgen in der Schule steht irgendwas an und dann taucht irgendwie Panik auf und ich muss noch irgendeine Projektarbeit fertig machen und muss eigentlich eine Nachtschicht einlegen, weil ich noch arbeiten muss zum Beispiel.

00:35:00: Und dann überkreuzen sich ja verschiedene Bedürfnisse.

00:35:03: Mein Kind braucht mich jetzt, aber ich muss zum Beispiel auch gleichzeitig arbeiten und da ist das Projekt, was ich dringend noch fertig machen muss.

00:35:10: Oder?

00:35:10: Und da ist dann immer die Frage, wo muss ich auch eigene Grenzen kommunizieren?

00:35:15: Oder?

00:35:15: Und dann sagen,

00:35:16: hey,

00:35:17: ich kann jetzt für dich so und so lange da sein, aber nachher brauche ich ein Zeitfenster für mich.

00:35:24: Also, dann muss ich meine Sachen fertig machen können.

00:35:27: Hast du eine Idee?

00:35:28: Wir schaffen wir das?

00:35:28: Was hilft dir?

00:35:30: Oder manchmal kann es natürlich auch ein Thema sein, was hat gerade eine größere Priorität?

00:35:36: Also, was ist das, wovor das Kind Angst hat?

00:35:39: Also das mache ich manchmal auch mit Patienten, wenn es jetzt ein Sporttag ist und man hat starke soziale Ängste, dann habe ich auch schon mal gesagt, okay, dann nehmen wir jetzt in Kauf, dass das Kind entschuldigt wird für den nächsten Tag und dann... vermittelt man erst mal Strategien und baut es langsam auf.

00:35:56: und so eine Exposition, nennt man das in der Fachsprache, also sich sozialen Ängsten stellen, findet erst in einem kleineren Rahmen statt und nicht sofort an einem Sporttag, wo ich vor anderem etwas vormachen muss und dann Angst habe, bewertet zu werden, zum Beispiel.

00:36:10: Also manchmal gibt es auch so einen Abwägen von, was ist gerade wirklich wichtig

00:36:16: und wo

00:36:17: kann ich manchmal auch sagen, okay, das ist jetzt in dem Moment nicht so wichtig.

00:36:21: Gleichwohl glaube ich, jede Person, die jemand hat, der psychisch krank ist im Umfeld, kennt Wut, Traur, Hilflosigkeit, die man im besten Fall nicht an dieser Person auslässt.

00:36:36: Oder findest du schon?

00:36:38: Man darf das auch mal zeigen.

00:36:39: Wie eine Grenze.

00:36:41: Ja, ich bin jetzt

00:36:43: Klarinze.

00:36:43: Man geht dich hier.

00:36:45: Man darf die Grenze zeigen.

00:36:47: Ich finde wichtig sind eben diese Ich-Botschaften und dass man nie zum Beispiel ... Der anderen Person, das Gefühl, man wertet sie jetzt ab oder gibt ihr die Schuld, oder?

00:36:58: Also wir sprechen ja von psychischen Erkrankungen.

00:37:01: Und dann weiß ich, das ist jetzt nicht die Person, oder?

00:37:04: Aber ich darf zum Beispiel sagen, hey, das macht mich gerade mega wütend, dass das und das jetzt nicht funktioniert.

00:37:13: Also wir dürfen ich Botschaften senden, wir dürfen auch Gefühle haben, Gefühle sind wichtige Signale.

00:37:18: und wo zeigt dann zum Beispiel, hey jetzt geht es hier gerade über meine Grenze und meine Bedürfnisse und es macht mich wütend.

00:37:24: Es darf einen auch wütend machen, wenn man immer eigene Bedürfnisse zurückstellen muss aufgrund von einer Erkrankung.

00:37:30: Das kann auch manchmal hilfreich sein, das zu benennen, also auch einer erkrankten Person gegenüber, darf man auch sagen, hey, Die Krankheit nervt mich.

00:37:40: Das stresst mich total.

00:37:42: Oder immer geht es um die Erkrankung.

00:37:45: Ich wünsche mir auch wieder mehr Raum für mich.

00:37:47: Aber gleichzeitig wünsche ich mir, dass du gesund wirst.

00:37:50: Oder wie können wir das schaffen, dass du wieder gesund wirst?

00:37:53: Zum Beispiel.

00:37:54: Ja, und jetzt gerade, wenn du eine ADHD-Agnose hast, also das ist ja dann nicht etwas, das weggeht.

00:38:00: Also das ist ja dann etwas, was eigentlich dich mit arrangieren musst.

00:38:06: Da kannst du nicht einfach sagen, ja, es ist der Sadehäuse, es ist der Sadehäuse, es ist ja dann auch die Person.

00:38:11: Genau, es geht viel, also vielleicht können wir das noch kurz einnehmen.

00:38:15: Es geht natürlich im Bereich von psychischen Erkrankungen, vor allem wenn so eine Diagnose gestellt wird, löst das ja auch so einen inneren Prozess aus bei allen Betroffenen an Gefühlen.

00:38:26: und wie gehe ich damit um und wann komme ich überhaupt zu dem Punkt.

00:38:29: das dann auch zu akzeptieren.

00:38:31: Und häufig, es gibt so ein Phasenmodell, das muss jetzt nicht immer genau nach diesen Phasen laufen, aber häufig sind wir im ersten Moment irgendwie schockiert oder auch verunsichert.

00:38:40: Es gibt ja auch eine große Angst überhaupt jemanden abklären zu lassen, aus Angst vor einer Diagnose und aus Angst vor einer Stigmatisierung.

00:38:49: Wobei ich das eben wichtig finde, deswegen habe ich das ja auch am Anfang gesagt, dass man Erkrankungen klar benennen kann, um auch ableiten zu können, was braucht es jetzt konkret für eine Hilfe?

00:39:01: Und da sind natürlich Diagnosen hilfreich.

00:39:04: Ich bin jetzt kein Freund von Stigmatisierung oder auch diese Angst.

00:39:07: Dann wird mein Kind in irgendeine Schublade gestellt.

00:39:09: Man darf natürlich entscheiden, wem kommuniziere ich auch eine Diagnose.

00:39:13: Aber ich finde, zum eine gemeinsame Sprache haben.

00:39:17: für etwas, das benennen können, ein Erklärungsmodell bekommen können.

00:39:22: Also Psycho-Education ist ganz, ganz wichtig bei psychischen Erkrankungen und bringt häufig auch Entlastung, weil dann weiß ich auch, okay, ich bin nicht schuld.

00:39:29: Also ich kenne auch viele Eltern, die Schuldgefühle haben oder den jahrelang eingeredet wird.

00:39:35: Du erziehst dein Kind nicht richtig und diese Wutanfälle und das ist vielleicht ein Kind im Bereich von Neurodivergenz, ob das jetzt Autismus ist oder ADHS oder Hochsensibel oder irgendwas und daran tragen die Eltern.

00:39:48: Also Diagnosen können auch dazu beitragen, dass ich frei werden kann von Schuldgefühlen, weil ich weiß, okay, das Gehirn funktioniert zum Beispiel anders.

00:39:57: Ich habe ein sehr gefühlsstarkes Kind, da sind Emotionen sehr, sehr viel intensiver und das hat nicht immer etwas mit Erziehung zu tun.

00:40:04: Natürlich hat Erziehungen Einfluss, aber es gibt auch Grenzen eben da, wo genetische Veranlagungen sind, wo Dinge anders funktionieren, wo Eltern tatsächlich nichts dafür können.

00:40:15: Aber das ist vielleicht wichtig, um das auch mal zu sagen, zum Entlasten von Schuldgefühlen.

00:40:20: Es geht ja nicht nur um Eltern, es geht ja auch darum, dass man auch Partner oder Partnerin ist.

00:40:24: Und dort kann man ja erst recht gar nicht irgendwie ... Man ist ja wie eine Neu-Person in das Leben reinkommen.

00:40:31: Man hat hier eine Kulfe in der Zeit, zum Beispiel, oder?

00:40:34: Ja, genau.

00:40:35: Man

00:40:35: kann sich dort schon mal immer wieder sagen, ich habe gar keine Schuld an diesem.

00:40:40: Ich kann es auch nicht ... vielleicht mega fest beeinflussen.

00:40:44: Also was kann man sagen?

00:40:46: Was kann sich eine angehörige Person sagen?

00:40:49: Ich kann einfach da sein.

00:40:50: Ja, genau.

00:40:51: Also das wäre eigentlich so die wichtigste Botschaft für alle Angehörigen.

00:40:56: Ich kann da sein und ich kann unterstützen.

00:41:00: Und auch, dass du es ja jetzt vorher gesagt hast, vielleicht kann man es nicht beeinflussen.

00:41:03: Natürlich gibt es Sachen, wenn das Gehirn zum Beispiel anders funktioniert und anders strukturiert ist.

00:41:08: Das Gehirn kann ich nicht beeinflussen, aber auf der Handlungsebene im Alltag, kann ich immer beeinschossen, wie verhalte ich mich gegenüber einer erkrankten Person?

00:41:18: Und was unterstützt eben so eine Erkrankung und was nicht?

00:41:22: Wo kann ich helfen, dass die Person besser zurechtkommt in ihrem Leben?

00:41:26: Was hilft der Person, wo auch kürdig ist am meisten?

00:41:30: Was unterstützt sie?

00:41:31: Ich glaube, der eine Teil... ist eben der, sich viel Zeit zu nehmen und auch zu reflektieren, was in meine eigenen Bedürfnisse.

00:41:39: Weil das erlebe ich sehr oft.

00:41:41: Also man spricht ja auch, zum Beispiel, wenn jetzt ein Kind geschwistert und ein Kind hat eine psychische Erkrankung von den Schattenkindern, die so im Schatten aufwachsen und einfach funktionieren und sich einfach anpassen.

00:41:52: Und dann oft auch wenig Zugang haben zu ihren eigenen Bedürfnissen.

00:41:57: Und das geht Angehörigen natürlich auch so.

00:42:00: in eine Akutphase.

00:42:02: Und ich würde jetzt auch sagen, da geht es wirklich um Akutphasen.

00:42:05: Wenn jetzt jemand plötzlich eine depressive Episode hat und die ist mittelschwer bis schwer oder jemand hat eine Angststörung, die stark ausgeprägt ist, dann ist das sehr, sehr akut.

00:42:16: Und dann kommt man immer dahin, dass man eigene Bedürfnisse sehr stark zurückstellen muss.

00:42:22: Und es dreht sich erst mal alles um diese Erkrankung.

00:42:26: Und das sind ja auch, das sind Arzttermine, das sind Therapietermine, die irgendwie wahrgenommen werden müssen.

00:42:31: Das sind Sachen im Haushalt, die man plötzlich übernehmen muss, wo man Verantwortung übernimmt in dieser Akutphase, wo die erkrankte Person ausfällt.

00:42:40: Und da wäre aus meiner Sicht eben ganz, ganz wichtig immer wieder der Blick, wo gibt es aber Zeitfenster für mich?

00:42:47: Also wo kann ich dem entgegenwirken mich zu verlieren, dass die Erkrankung nicht alles überschattet?

00:42:54: im Familienleben, in der Partnerschaft, sondern dass es immer wieder Zeitfenster gibt, die eigentlich wie erkrankungsfrei sind.

00:43:02: Also entweder mit der betroffenen Person auch abmachen, hey, wir setzen uns jetzt an den Tisch und wir essen und die Krankheit ist mal kein Thema zum Beispiel.

00:43:12: oder das kann ein Teil sein oder von guter Psycho-Hygiene oder ich habe doch irgendeinen Fenster, da mache ich mit jemandem ab und ich treffe mich und diese Krankheit ist kein Thema.

00:43:23: Ich mache Sport oder ich gehe spazieren oder ich höre Musik oder ich gehe auf ein Konzert oder ich gehe ins Museum.

00:43:29: Aber es braucht solche Zeitfenster,

00:43:31: wo

00:43:33: man nicht darüber nachdenkt und auch, die man sich für sich rausnimmt, damit man eben gut funktionieren kann.

00:43:39: oder so ein Thema von der Selbstfürsorge.

00:43:41: Ich nehme die Zeit für mich, damit ich wieder gut unterstützen kann und damit ich nicht ausbrenne.

00:43:47: Also wir haben natürlich bei Angehörigen auch eine hohe Gefahr, dass die irgendwann so erschöpft sind, dass die selber in eine Erschöpfungsdepression zum Beispiel kommen.

00:43:57: Wie kann der Glaube auch da eine Ressource sein?

00:44:00: Der Glaube, finde ich, ist eine sehr, sehr große Ressource.

00:44:04: Also für mich sowieso, ich mache ja meinen Job, ich bin dann nicht direkt Angehöriger, aber ich habe ja sehr viel zu tun mit psychisch kranken Menschen.

00:44:12: und für mich persönlich ist das so, wenn ich nicht an einen Gott glauben würde, wo ich weiß, ich kann für eine Person beten.

00:44:20: Also in dem Moment, wo ich das Gefühl habe, Es ist so eine Ohnmacht, ich kann nichts machen, ich habe keine Möglichkeiten mehr, glaube ich an einen Gott, für den alles möglich ist.

00:44:28: Und das gibt mir eine wahnsinnige Entlastung, dass ich den Glauben habe, hey, egal was passiert, man kann nie tiefer fallen als in Gottes Hände.

00:44:37: und ich glaube an einen Gott, der gut ist und der jeden Menschen versorgen möchte und der in den Momenten aufpasst, wo ich es nicht kann.

00:44:47: Das finde ich ist für mich... so ein ganz, ganz großer Teil.

00:44:51: Dass man auch Verantwortung abgeht, oder?

00:44:53: Ja, Verantwortung abgeben und es gibt ja auch die Bibelstelle, z.B.

00:44:57: alle Sorgen werft auf ihn oder also Gott kümmert sich, ich kann alle meine Sorgen vor Gott bringen und dann gibt es ja auch, dass ja die Bibelstelle, die jeder kennt, liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

00:45:09: Also auch beim Thema Selbstfürsorge kann uns der Glaube ein gutes Beispiel sein, weil eben wie dich selbst.

00:45:17: Also wir müssen uns auch selber lieben und wir müssen uns selber Sorge tragen, damit wir frei sind und für andere da sein können.

00:45:25: Bei Gott kann ich zum Beispiel auch auftanken.

00:45:27: Also wenn mein Akku leer ist, wenn ich im roten Bereich bin und alles ist leer, kann ich zu einem Gott kommen, der mir wieder Kraft schenkt und Energie gibt und wo ich vertrauen kann, hey, wenn ich schwach bin, ist Gott stark.

00:45:41: Und darauf kann ich vertrauen und auch meine Hoffnung setzen.

00:45:44: Also der Glaube gibt natürlich auch wahnsinnig viel Hoffnung und auch Hoffnung auf Veränderung.

00:45:51: Also vielleicht noch ein Schlusssatz.

00:45:53: Wenn jemand gerade Kutinnen ist, vielleicht im roten Bereich und merkt genau das, hat aber kaum Zeitfenster, hat sich natürlich schon alles irgendwie verplant und mit ganz vielen Sachen rundherum.

00:46:08: einen ersten Schritt für diese Person.

00:46:09: Was würdest du ihr raten?

00:46:11: Dann wer mein erster Schritt?

00:46:14: überlegt dir, was von dem du streichen kannst, was ist wirklich wichtig und was ist weniger wichtig?

00:46:19: Und wer ist vielleicht auch wichtig für diesen Menschen?

00:46:22: Weil dann geht's um Selbstfürsorge und wo brauche ich diese Zeitfenster, um wieder auftanken zu können.

00:46:29: Dann nehmen wir ein ganz breites Feld, das wir hier haben, in verschiedenen Bereichen, in denen wir in diesem Thema geschaut haben.

00:46:36: Aber ich glaube, es ist auch sehr wichtig, dass man sich selbst nicht verliert in diesem Ganzen.

00:46:43: Und auch die anderen, die du vorhin erwähnt hast mit den Schattenkinden, gerade wenn man ihre Kindheit hat, dass man dort auch immer wieder gut anschaut.

00:46:53: Danke vielmals, Julianne.

00:46:54: Eine

00:47:00: psychische Krankheit beeinflusst das Umfeld.

00:47:02: Es kann einem einnehmen.

00:47:04: Man möchte helfen, weil einem die Person einfach auch lieb ist.

00:47:08: Aber wenn man sich dabei aus den Augen verliert, ist niemandem geholfen.

00:47:12: Darum ist es wichtig, dass man sich informiert über die Krankheit und man weiss, wo man auch nicht unterstützen soll.

00:47:19: Wo man sich abgrenzen soll, für sich selbst sorgen und sich immer wieder auch krankefrei auszeiten soll.

00:47:27: Also, dass das Kranken nicht einfach das Thema Nummer eins ist, wenn man zum Beispiel mit einer Freundin abmacht, zum Käfeln.

00:47:33: Das sind ein paar Sachen, die ich noch mitnehme aus dieser Folge.

00:47:37: Ich wünsche euch allen einen langen Schnauf und ganz einen guten Moment auch zum Auftanken.

00:47:44: Und wenn selbst mal Hilfe braucht, merkt ihr, dass du den Anschlag kommst.

00:47:47: Dann haben wir dir ein paar Stellen verlinkt, wo du dich wenden kannst und du Hilfe bekommst.

00:47:53: Die sind alle in der Show Notes.

00:47:55: Dort findest du einen Link, wo du uns finanziell unterstützen kannst.

00:47:58: Wenn dir der Podcast wertvoll ist, dann freuen wir uns sehr darüber.

00:48:02: Wir gehören zum Medienhaus Erefmedien und das Leibt von Spenden.

00:48:06: Danke vielmals.

00:48:08: Schön, dass du dabei warst und bis zum nächsten Mal.

00:48:10: Psychohygiene.

00:48:13: Coaching für Geist und Zähl.

00:48:15: Und Podcast für ihre Femädie Schweiz.

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